Als Hollands
Damme braohen
Erster Grosseinsatz der Rettungsflugwacht
^4?^ Am 1. Februar 1953 riss eine gewaltige Sturmflut
die Schutzdamme in Holland ein und iiberschwemmte
grosse Teile der Küstenregion.
Mehr als 1'300 Menschen ertran-
ken. Die erst am 27. April 1952
gegründete Schweizer Rettungs
flugwacht wurde zu ihrem
ersten Grosseinsatz gerufen.
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Ier letzte Tag des Januars 1953,
ein Samstag, beginnt in ganz Holland
mit starken Regenschauern, die vom
stürmischen Nordwestwind von der
Küste ins Land geblasen werden. Es
ist kalt. Als der Morgen graut,
berühren die schwarzen, schweren
Wolken beinahe die Oberflache des
Meeres. Der Wind blast immer star
ker. Nach den Mittagsnachrichten
von Radio Hilversum verliest der
Sprecher die Wasserstandsmeldun-
gen. Sie zeigen, dass die iibliche Flut
bereits eingesetzt hat.
Die Wetterprognosen für das Wo-
chenende lauten schlecht. Es muss
weiterhin mit Regen und starkem
Wind gerechnet werden. Doch nie
mand ahnt etwas vom Sturm, der sich
nördlich von Irland zusammenbraut.
Erst am Abend kommt ein erster
Hinweis: Die Rundfunkstationen mel
den, dass die englische Fahre "Prin
cess Victoria" auf der Fahrt zwischen
dem schottischen
Hafen Stranraer
und Belfast am
spaten Nachmit-
tag gesunken ist.
Wassermassen bersten die Damme.
Die Menschen werden von der
Wucht der anstürmenden See, die die
hohen Schutzwalle überspült und
wegdrückt, im Schlaf iiberrascht.
Als der Sonntagmorgen anbricht, hat
sich das tobende Meer grosse Teile
von Hollands Küsten zurückgeholt.
Felder, Scheunen und Strassen sind
verschwunden. Wo das Wasser be-
sonders hoch steht, ragen nur die
Kronen grosser Baume und die Haus-
giebel aus der schaumenden Nordsee.
Ein eiskalter Wind pfeift übers Wasser.
Die Sturmfront
nahert sich schnell
dem Südwesten
Englands. In der
frühen Nacht auf Sonntag, den
1. Februar, peitscht der Wind die ho
hen Flutwellen gegen die hollandische
Küste. Die Bewohner der zahlreichen
Fischerdörfer machen sich keine Sor-
gen. Sie vertrauen seit langem den
massiven Deichen ihres gewaltigen
Dammsystems, das sie in den vergan-
genen Jahren vor jedem Sturm ge-
schützt hat.
Doch gegen Mitternacht beginnen die
Kirchenglocken zu lauten, Sirenenge-
heul schallt durch die leeren Strassen.
Wasseralarm! Unter dem Druck der