MACHRI DIE AKTUE LLE TECHNIS Der Delta-Plan sichert Hollands Küsten VDI ORGAN DES DEUTSCHEN VERBANDES TECHNISCH- Vortrogstagung Freiburg Bericht: Seite 2 bis 6 ICHER VEREINE Schrlftleitung und Verlag: Gesamtschrlftleltung Dr.-log. H. Böhm. Verantwortlidi lör Tedinlk und Forschung z. Z. Dr.-lng. H Böhm, für Blld- und Nacbriditendienst aus Industrie und Tedinik W P. Herzoq. (Or Wlrtsdiaft und Verbandswesen Dr. rcr. pol. E Koeppel. sémlllch In DQssel- dorf. In Osterreich für den Vertrieb verantwortlidi: Dr Franz Hain, Wten I, WallnerstraBe 4. Verantwortlidi für den Anzelgentell E Just. Düsseldorf. Anzelgenprels laut Taiif 10. Verlag: VDI-Verlag GmbH, DOsseldorf. Drudci Industrledrudc AG Essen Bezugsbcdlngungen: Die VDl-Nachrlchteo erschelnen alle 14 Taqe. Mitglieder des VDI erhalten die VDI-Nachridilen kostenlos Einzelpreis für Nichtmttqlieder 0.60 DM. Vfer- tellahres-Bezuqspreis: 3,10 DM zuzügl. Postzuslellgebühren. 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Die Salzwasser- fischerei und die Austernzucht werden aller- dings aus dem Gebiet des Deltasees vertrie- ben werden, da dieser ja ein SüBwasser- becken sein wird. Das „Hollandsch Ijssel Wehr". Links und redils von der beweglidien BrUcke in der Mitte beBnden *ich die belden Sturmauttore, Photos u. Zeidmung: Jansea Holland ist Niederlandl Fast die Halfte sei ner Bewohner lebt hinter den Deichen in einem Gebiet, das seit 1000 Jahren gegen das Meer verteidigt werden muB. Die Verande- rungen der hollandischen Küste sind ein Spiegel dieses wechselvollen Kampfes, in dem das Meer so lange Sieger zu bleiben drohte, als der Mensch nur unvollkommen gegen die Naturgewalt gerüstet war. Immer wieder zerstörte das Meer die Deiche und überschwemmte das Land. Zwar führten die Flüsse standig Sdilamm in die überschwemm- ten Gebiete, aber auf die Dauer schien der Kampf doch aussichtslos zu sein, denn der westliche Teil der Niederlande senkt sidi standig, ein viertel Meter nur in hundert Jahren, aber schon liegt ein groBer Teil des Landes auf gleicher Höhe mit dem Meeres- spiegel. Bridit ein Deidi, so hat das Meer freies Spiel. Mit jederFlut dringen ungeheure Wassermassen durdi die Deichlücke in das Land, bei Ebbe stromen sie wieder ins freie Meer hinaus, im r-eiBenden Strom die Lüdce standig erweiternd. Die Mechanisierung gab audi dem Wasserbau neue Möglichkeiten, und groBe überschwem- mungskatastrophen riefen die Niederlander zu gewaltigen Planen zum Schutz des Landes auf. Als 1916 die Deiche desZuidersee brachen und eine überschwemmung den ganzen Nor den des Landes bedeckte, da entstand der Plan, die Zuidersee vom Meer abzuschlieBen und teilweise trocken zu legen. Ein 30 km langer Absperrdeich war zu bauen, und je weiter der Bau fortsdirilt, desto starker wurdé die Ausschwemmung des sandigen Grundes durch die wadisende Geschwindig- keit des Gezeitenstroms. Den lockeren Sandgrund durch schwere Stein- schüttung zu sdiützen, versprach zü geringen Erfolg, denn die Steine versinken leicht im lodceren Sand, der bei strömendem Wasser wieder aus den Steinfugen gespült wird. Man verlegt daher zunachst sogenannfe Senkstücke, aus Weidenhoii unci R>. r- cjefloditene Faschinenmatratzen, die in 1000 m' groBen. Stücken nur von Fadileuten herge- stelit werden können. Die Senkstücke wer den mit Schleppem an den Bestimmungs- ort gébracht und dann durch eine Bruch- steinbelastung versenkt. Diese feste Boden- abdeckung ist im wahren Sinne des Wortes die Grundlage des spateren Deiches. An manchen Stellen der Zuidersee stieB man auf Glaziallehm, der der Gewalt der Strö- mungwiderstand.Dennodi muBten viele hun- derttausend Quadratmeter Faschinenmatrat zen verlegt werden. Alle Arbeiten muBten genau vorausgeplant werden. Man muBte lange Arbeitsunterbrechungen und teilweise Zeystörungen des Begonnenen wahrend der Frühjahrs- und Herbststürme in Kauf neh- men. Dennoch gelang es, den Zeitplan einzu- halten, und als der AbschluBdamm erriditet war, errichtete man ein Monument mit der Mahnung: „Een volk dat leeft bouwt aan zijn toekomst" („Ein Volk, das lebt, baut an seiner Zukunft") Eine andere Technik wandte man an, als 1944 die Deiche der Insel Walcheren im Südwesten des Landes durch Bomben zerstört wurden. Bei einer Pegelsdiwankung von vier bis fünf M.etern zwischen Hoch- und Niedrigwasser wurden die Dëichlödier von Tag zu Tag gro Ber. Es gab ein Wettrennen mit der Zeit. Mit allen Kraften ging man daran, die Deich- lücken zu sdilieBen, aber wenn die AbschluB- öffnungen eng wurden, erreichte die Strö- mungsgeschwindigkeit so hohe Werte, daB selbst die Senkstücke mit ihrer Bruchstein- besdiwerung weggerissen -wurden. Man muBte den letzten AbschluB schnell, sehr schnell, und möglichst mit einem einzigen Bauelement erzwingen. Aus England holte man Senkkasten aller GröBen. Sie glichen schwimmenden Etagen- hausern. Die gröBten Betonsenkkasten, die zur SchlieBung der Deiche auf Walcheren ver- wendet wurden, waren 60 m lang, 13 m hoch und 13 m breit. Sie hatten eine Wasserver- drangung von 3000 t. Es war immer ein span- Die Betonseukkaslen werden mit Hilie von Schleppem zum Deidi geschwommen. Damit wird auch der Wasserarmut des Lan des wirkunqsvoll vorqebeugt werden kön nen. Bisher drang das Salz in Flüsse und Bin- nenwasser ein. In wasserarmen Sommern Das Delta-Gebiet von Süd-Holland Hauptdamme (geplant) Nebendammen geplant Ho//. Ijssel Wehr (bereils im Bau) Die schraffierten und gepunk'eien Gebieie kennzcichnen die ven der groBen Slurmflul 1953 bclroffcncn landesléiie. trockneten dié Kanale aus und versalzten. Immer wieder fehlte es an SüBwasser für das Gedeihen der Pflanzen. Die erste groBe Hilfe für die SüBwasserwirtschaft der nördlichen Niederlande war der AbschluB-der Zuidersee, der jetzigen Ijsselsee. Sie stellt eine gew uge SüBwasserreserve für die Bewasserung des Landes in Trockenperioden dar. Nun soil djiréh' den Afechlufi der Meeresarme im Rah- men' des' Deltaplans aych im -Süden ein "Wasserspeidrer gaschaffen werden, der der standig bedrohten SüBwasserwirtschaft der Niederlande zu Hilfe kommen wird. Die Verwirklichung eines Projektswie die Ausführung des Deltaplans verlangt Pla- nungen auf viele Jahre hinaus. Dié schon 1950 vollendete AbschlieBung der Brielse Maas gehort heute zu den T-eilaufgaben-des 1953 beschlossenen Gesamtvorhabens. Da.- mals d. h. sofort nach der groBen Sturm- flutkatastrophe begann man mit den Ar beiten zum AbschluB der hollandischen Ijssel. Für diesen AbschluB w.urde keinGrunddamm, sondern ein bewegliches Wehr gewahlt, das geschlossen werden kann, wenn eine Sturm- flut drohL Zum AbschluB des Haringvliets baüt man einen Umringungsdamm, so daB der eigent- liche Baugrund auf dem Boden des Flusses trockengelegt wird. Dort wird man 6 Jahre lang arbeiten müssen, um die Schleusen fertigzusteilen. die 2 Reihen Segméntschütze von je 60 m Breite und 10 m Höhe erhalten werden. Diese brèiten öffnungen sollen den groBen Eismengen freien Durditritt gestat- ten, die die Flüsse in kalten Wintern mit sich führen. Die Schütze werden durch eine Spannbetonbrüdce mit dreieckigem Quer- schnitt gestützt werden, damit sie dem An- griff der Meereswellen widerstehen können. Zusatzlich wird man in der FIuBmündung eine Schutzwand errichten, die die Halfte der Mundung absdilieBt. Nach AbschluB der Schleusenbauten wird der Umringungsdamm wieder abgetragen werden. An die Schleu sen werden sich Deiche ansdilieBenr die eine 14 m breite Autobahn tragen und. die reiz- volle Landschaft der Insel dem Touristen- verkehr erschlieBen. Noch umfangreichere 'Arbeiten müssen im südlichen Abschnitt des Deltaprojekts vor- genommen werden; denn das Brouwers- havensche Gat und das Oostérschelde Gat sind Meeresarme von groBer Breite. Die Wassermenge, die durch die Mündung der Oosterschelde hin und her strömt, ist etwa zehnmal so groB wie' die des gröBten Deich- lochs, das: 1953 geschlossen werden muBte. DemgemaB müssen hier auch andere tech nische Mittel eingesetzt werden. Man könnt( z. B. eine groBe Anzahl Pfeiler in den Strom bauen, die die Wasserflut unbehindert durch- Tassen.'Wë'iin alle Pfeiler fertiggesteilt sind, könr.te'man dann ails vnrbliebehen Öffnun gen zuglefch mit Türen, Sch'ützen oder Klap pen abschliefien. Man könnte aber auch Senkkasten mit verschlieBbaren Durchlassen dicht nebeneinander in langer Reihe auf- stellen, sobald der Boden der tiefen Strom- rinnen fëstgelegt und mit Bruchsteinfüllun- gen abgedeckt ist. Alle diese A.rbeiten, das Wahrend der letzlen Bauphase vor dem SchlieOen des Dammes werden die Sohlenbefestigungen und Bauelemenfe durch den kraftigen Sfrömungskeil mit seinen Slromwirbeln hart beansprudit. Die Fluthöhe in diesem Gebiet b'etragt 3 bis 4 m. Durch das gröBte Deichloch drangen taglich zweimal etwa 100 Millionen cbm Salz- wasser ein, um nadi dem Gezeitenwechsel wieder ins Meer zurückzuflieBen. Die ganze niederlandische Baggerflotte wurde ins Delta geführt. Alle Krafte muBten vereinigt wer den, um das überschwemmte Land zurück- zugewinnen. Bald nach der Flutkatastrophe von 1953 wurde der EnlschluB gefaBt, die Deiche zu verstarken. Alle interessierten staatlichen Stellen fanden sich zu einer Zusammenarbeit, werpen, sollten offenbleiben. Damme von insgesamt 20 km Lange sollten an die Stelle hunderter Kilometer sich schlangeinder Deiche tieten und eine kurze, starke Verteidigungs- linie bilden, die den sogenannten „Deltasee" vom Meer trennt und eine fast unbegrenzte Sicherheit bieten wird. Der Rolterdamer Wasserweg kann aber groBe Wasserüberschüsse, wie sie vor allem wahrend der Sdmeeschmelze und nach dem Losbrechen des Eises entstehen, nicht allein bewaltigen. Als Sicherung soil daher in einem der neuen AbschluBdeiche eine verschlieB- bare öffnung vorgesehen werden. 16 gigan tische Entwasserungsschleusen von je 60 m Breite werden nebeneinander in den Haring- vliet-Damm eingebaut werden und dem Rheinwasser eine Ausweichmöglichkeit ge- ben. Aber auch dieses riesige Bauwerk wird nutzlos sein, wenn eine Sturmflut naht. und die Schleusen geschlossen werden müssen. Dann muB das Rheinwasser vorübergehend in dem groBen Becken des Deltasees gestaut werden. Man fürchtet jedoch nicht, daB sich dabei unzulassige Wasserhöhen ergeben werden. Die Sturmfluten dauern hödistens einige Tage, und in dieser Zeit wird die Auf- nahmefahigkeit des Deltasees nicht über- schritten. Auf dem 30 km langen AbschluBdamm (Zuidersee) wurde ein Monument errichlet, das die Worte «Een Volk dat leeft boüwl aan zijn toekomst" tragi nender Augenblick", wenn sie bei kenterndfem Strom, zwischen Ebbe und Flut, von Schlep- pern eingeschwommen worden waren und dann bei steigendem Wasser zum erstenmal dem groBen Horizontaldruck widerstehen muBten. Aber das neue Bauelement, das man zunachst nur zögernd anzuwenden wagte, bewahrte sich. In einigen Fallen wurden ganze Betonschiffe in die Löcher versenkt. In die verbleibenden öffnungen wurde Material aller Art geworfen, um den Strom zu brechen und dén schnellen Weiterbau zu ermöglichen und zu beschleunigen. So wurden die Deiche Walcherens wieder geschlossen und einige Meeresarme abgedammt. Aber es gab kein Ausruhen. Aus.statistischen Untersuchungen über die Sturmfluten der Vergangenheit suchte man Voraussagen über aie künftig zu erwartenden Fluthöhen zu ge winnen. Neben drei speziellen Redienverfah- ren, zu. deren Durchführung 10 elektrische Rechenmaschinen verwendet wurden, selzte man ein hydraulisches und ein elektrisches Modell zur Erfassung disr Strömungsverhalt- njsse und der Wasserstande ein. Man kam zu der Folg.erung, daB die meistenDeiche zu njedrig waren, um einen .sicheren Schutz zu bieten'. Sié .miiBten als verléizbarer ah- gesehen werden, als. man-geglaubt'hatte. 20 J*ahre lang hatten 50 Fachleute das Delta- gebiet studiert, bis im Dezember 1952 von der Regierung der Auftrag gegeben wurde, zu prüfen, wie man die Mündungstrichter zwischen Walcheren und Voorne abdammen könne. Sdion kurze Zeit spater lag'ein um- "fangrëiches Beobachtungsmaterial vor, als am 1. 2. 1953 die Sturmflut den Beweis erbradite, daB die auf Grund der Berechnungen entstan- denen Befürchtungen bereditigt waren. Die Sturmflut von 1953 war höher als ihre Vor- ganger und führte zu einer Katastrophe. An vielen Stellen durdibradi - das Meer die Deiche un^l zerstörte Hausër und Landereien. :809 Mensch en ertra.tkSn, Der Sadisdiac'len belief sich auf rd. 2,2 Miiliarden DM. von Prof. Fr. PH. Jansen, Scheveningen der der Generaidirektor der Behörde „Rijks- waterstraat" A.G. Maris den Namen Delta plan gab. Der Süawestèn,- dér' Niederlande sollte endgültig geschützt werden;. Die-Deiche sollten erhöht, aber. zugleich.auch. verkürzt werdén. Die Meeresöifnungeri-'soiiteri 'abgè- schl'-ssen nur der' - P.oU'-rdamer- WaiW:rweg >.ÏÏÏ1.1CW'^westersdieidedie Zu- gangè zu den Hhft.71 von Rotterdam und Ant- Abdeckèn des Meeresbodens, das Füllen der tiefen Rinnen mit Sternen, das Abflacnen der Bruchsi^infüllungen, das Heranschleppen und in Stellung bringen der riesigen Senkkasten erfordern eine fehlerlose Organisation. Der AbschluB eines einzelnen Seearmes wird etwa 8 Jahre erfordern. Dabei wird die eigentliche Arbeitszeit auf die ruhige Som- mersaison beschrankt bleiben. Im Herbst und im Winter werden die Arbeiten durch das unruhige Wasser behindert, und sicher wer den Stürme einen Teil dessen, was im Som- mer erreicht wurde, wieder zerstören. uu-em^r. c r?Jjn>r -0

Krantenbank Zeeland

Watersnood documentatie 1953 - kranten | 1957 | | pagina 1